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Beitrag vom 17.05.2016
Petting Zoo - Buch und Regie Micah Magee. Kinostart 19. Mai 2016
Helga Egetenmeier
Micah Magee gehört zur neuen Generation der US-Independent-Regisseurinnen mit dem genauen Blick auf lokale Themen. Ihr Drehort, San Antonio, lag 2011 auf Platz Zwei der US-Schwangerschaftsrate bei Minderjährigen. Magee verbrachte dort...
... ihre Kindheit und Jugend und erzählt aus eigenen Erfahrungen als schwangere Teenagerin. Als Weltpremiere präsentierte die Berlinale 2015 diesen Abschlussfilm ihres Regie-Studiums an der Deutschen Film- und Fernsehakademie.
"Durch das Genaue und Örtliche erreicht man was Allgemeingültiges." sagt Micah Magee, durchaus zutreffend, über ihren Film. So folgt sie mit der Kamera dokumentarisch, wie auch assoziativ, für ein paar Monate Layla, die kurz vor ihrem Schulabschluss unerwartet schwanger wird. Die Bilder sprechen für sich, so dass die wenigen Worte durchaus reichen. Geschickt vermittelt sich, dass die jungen Leute an diesem Ort in Texas wenig zu sagen haben. Neben einem innigen Verhältnis zu ihrer Großmutter teilt sich Layla nur ihrer besten Freundin Melanie mit - die jungen Frauen werden hinreißend gespielt von Devon Keller und Deztany Gonzales.
Petting Zoo fokussiert nüchtern und behutsam die Einsamkeit der 17-Jährigen und erscheint so eher als das Gegenteil von Juno, der Komödie zum Thema aus dem Jahr 2007. Beide Filme präsentieren jedoch handelnde und damit starke Heranwachsende, die auf ihre eigene Art Mut besitzen und nicht an dem traditionellen Rollenmodell hängen. Für die ruhige Layla ergeben sich immer wieder Momente der Leichtigkeit, in denen sie ihr Leben genießt.
Layla ist aber auch eine Frau auf dem Weg zur Erwachsenen, die ihren Körper und ihre Sexualität gerade erst entdeckt und durch ein begehrtes Stipendium für die Uni die Chance auf einen neuen Lebensweg erhält. An diesem Punkt schwanger zu werden verkompliziert das Leben der jungen Frau ungemein. Wie das renommierte Guttmacher Institute veröffentlichte, hat die U.S. Teenagerschwangerschafts, - geburten und - abtreibungsrate der 15 - 19-Jährigen zwar ihren Tiefpunkt der letzten vier Jahrzehnte erreicht, jedoch bleibt die Schwangerschaftsrate in Texas mit 65 auf 1.000 Frauen überdurchschnittlich hoch.
Den zum "Bible Belt" gehörenden Bundesstaat thematisiert die Regisseurin vor allem über Laylas christlich-fundamentalistische Eltern, vor denen sie zur Großmutter geflohen ist und die ihr die Genehmigung zur Abtreibung verweigern. Damit nimmt Magee auch Bezug zu dem von texanischen Schulen mitgeprägten konservativen Familienmodell. 94 % verweisen auf Abstinenz als einzige Verhütungsmethode.
Die neuen US-Independent-Regisseurinnen
Wie Micah Magee gehören zu der neuen Generation der Independent-Regisseurinnen, die sich nicht in Feelgood-Filmen verlieren, sondern gesellschaftlich virulente Themen fokussiert anpacken, Ava DuVernay, die mit Selma auf der Berlinale 2015 glänzte. Der unabhängigen Filmemacherin Kelly Reichardt, bekannt durch den Polit-Thriller Night Moves und das Frauendrama Wendy und Lucy widmete das Arsenal in Berlin im Mai 2016 eine Werkschau. Debra Granik erhielt für ihr dokumentarisch wirkendes, in Missouri angesiedeltes Sozialdrama Winter´s Bone 2011 eine Oscarnominierung in vier Kategorien.
AVIVA-Tipp: Ein beeindruckender Frauenfilm, der nie zu laut oder zu aufdringlich, sondern in intensiven und langen Einstellungen zeigt, dass in der jungen, zurückhaltenden Protagonistin eine toughe Teenagerin steckt, die ihr Leben in die Hand nimmt. Ein Film, der auch deshalb im Gedächtnis bleibt, weil er sich nicht gespielt aufdrängt und mit Devon Keller eine imponierende Hauptdarstellerin in ihrer ersten Filmrolle präsentiert.
Zur Regisseurin: Micah Magee, Drehbuchautorin und Regisseurin, war zunächst Managerin beim Filmfestival in Austin, Texas. Durch ein Fulbright-Studium für Journalismus kam sie nach Berlin, wo sie zusammen mit ihrem Mann Johan Carlsen die Produktionsfirma Makrorama betreibt. Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, drehte preisgekrönte Kurzfilme. Krankenhaus wurde in Oberhausen als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet, Heimkommen lief in Angers und wurde von der Deutschen Filmakademie mit einem Lola in Gold geehrt. Petting Zoo ist ihr erster Spielfilm.
Zur Hauptdarstellerin: Devon Keller wurde mit 16 Jahren zufällig für diese Rolle auf einer Highschool von der Regisseurin entdeckt. Es dauerte zwei Monate bis sie und ihre Mutter überzeugt waren, zu einem Vorsprechen zu erscheinen. Sie hatte noch nie gespielt und zweifelte, ob sie die Rolle ausfüllen könnte. Nach den Dreharbeiten machte sie ihren Abschluss und studiert nun in San Antonio, arbeitet in einem Steakhaus und wohnt bei ihrer Mutter.
(Quelle: Peripher Filmverleih)
Petting Zoo
D, USA, Griechenland 2015
Regie und Drehbuch: Micah Magee
DarstellerInnen: Devon Keller, Austin Reed, Deztany Gonzales, Adrienne Harrell, Jocko Sims, u.a.
Verleih: Peripher
Lauflänge: 92 Minuten, OmU
Kinostart: 19.05.2016
Mehr zum Film unter: www.pettingzoomovie.com
Weiterführende Informationen unter:
Das Guttmacher Institute ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in den USA, die zur Unterstützung von reproduktiver Gesundheit (reproductive health) durch Geburtenkontrolle, einschließlich Abtreibung, auch global, arbeitet. Das Institut ist nach Alan Frank Guttmacher benannt, der es 1968 als Center for Family Planning Program Development gründete. Der Sohn von Rabbi Adolf Guttmacher und Laura Oppenheimer wurde 1898 in Baltimore geboren.
www.guttmacher.org
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